Ikorbo-Einordnung: Der Weg zur Enzyklopädie
0. Einleitung
Neben den neuen System-Konzepten für Ikorbo geht es in diesem Text vor allem um die Einordnung vom Ikorbo-Weg zur Enzyklopädie im Vergleich mit anderen Konzepten zum Sammelns, Vernetzen und Verbreiten von Wissen.
Neben dem medialen Aufwand (siehe 1.) und unterschiedlichen Motivationen sowie wirtschaftlichen Bedingungen (siehe 2.) gibt es viele ältere und neuere Wege eine Enzyklopädie zu schaffen. Zum Einen gibt es unterschiedliche Ansichten über das, was eine Enzyklopädie ist oder sein sollte (siehe 3.). Zum Anderen gibt es vor allem unterschiedliche Konzepte, eine Enzyklopädie zu schaffen und zu pflegen, wie z.B. die zur Zeit sehr erfolgreiche Wikipedia-Enzyklopädie (siehe 4.).
1. Wissen Sammlen und Vernetzen
Wissen sammeln und weitergeben ist neben der mündlichen – und damit auch sehr fehleranfälligen – Form vor allem mit der Entwicklung technischer Medien zur Speicherung von Sprache verbunden. Stein- und Holz-Tafeln, Papyros und später Papier in Form von Blätter, Rollen sowie später gebundenen Büchern transportieren schon lange Zeichen-Kombinationen. Die Geschichte dieser Entwicklung soll an dieser Stelle aber nicht beleuchtet werden sondern nur zu Ikorbo in Beziehung gesetzt werden. Die Auseinandersetzung mit dem Zeigen und das Schaffen von Zeichen sind sehr Ausführlich in der Diplomarbeit behandelt.
Der Aufwand, der mit der Erstellung von physischen Medien zusammenhängt, ergibt einen gewissen Wert, der mit Arbeit an der Vorbereitung der Medien wie auch an der Einarbeitung der geordneten Zeichen zusammenhängt. Diese Handarbeit machten Medien vor der Massen-Produktion sehr teuer. Dies läßt sich auch heute noch an Steintafeln, wie zum Beispiel bei Denk- und Grabmalen oder auch bei besonders produzierten Büchern oder Urkunden beobachten. Durch der Erfindung der Massen-Produktion von Medien – angefangen beim Buchdruck des Johannes Gutenberg bis hin zur Vervielfältigung elektronischer Medien wie aktuell CDs und DVDs – werden die Kosten der einzelnen Medien so gering, daß sie ein ökologisches Problem darstellen, ganz unabhängig vom zeichenhaften Inhalt dieser Medien, das heißt in diesem Zusammenhang Zeichenträger oder standartmäßig 'Datenträger' genannt.
Computer und das Internet als globale vernetzung dieser ermöglichen die leichte Veränderbarkeit von Informationen und deren Verteilung ohne physisch-festes Medium. Dies hat auch einen ökologischen Vorteil, sofern der Energie- und Ressourcen-Verbrauch des elektronischen Netzwerkes in Form von Kabeln, Satelliten, Rechnern usw. im Auge behalten werden. Vor allem bei Informations-Zusammenhängen, bei denen es auf Aktualität ankommt wie im Werbung-, Nachrichten- und Bildungs-Bereich stellt dieser ökologische Vorteil des Internets einen riesigen Vorteil dar, der seit Beginn des WWW die Gründer von Ikorbo inspiriert hat. Daß es Sinn macht Informationen auch langfristig zu sichern, auch wenn dadurch eine ökologisch Belastung stattfindet ist unbestritten. Nur die es mit dem Internet die Möglichkeit, diese ökologische Belastung zu reduzieren, indem nicht jeder Nutzer von Enzyklopädien einzeln ein ökologisches belastendes physisches Medium zur Verfügung gestellt wird. Vor allem weil der Informationsgehalt bei der Erzeugung des Mediums schon überholt sein kann, ist die Nutzung des Internet zur Sammlung und Präsentation von Informationen auch ökologisch naheliegend.
Auch wenn den Gründern von Ikorbo das Vernetzungskonzept von Vannevar Bush noch nicht bekannt war, waren allein schon die Möglichkeiten der ersten HTML-Version schon eine Inspiration für eine umfangreichere Vernetzung von Informationen als sie in buch-gebundenen Lexika möglich sind. Wörterbücher und Enzyklopädien (siehe 3.) waren den Gründern wohl bekannt aber auch deren Schwäche der Aktualität bewußt. Selbst die inzwischen auch auf CDs und DVDs erhältlichen Nachschlagwerke, die im Handel erhältlich sind bedienen sich der Aktualisierung mittels des Internet.
Vor der Inbetriebnahme des Internet, als ein der Allgemeinheit (wenn auch zumeinst über Zugangsgebühren) zugängliches Vernetzungs-Medium, war ein Zugänglichmachen von Informationen für eine große Anzahl von Adressaten immer mit relativ hohen Kosten verbunden und somit mit irgendeiner Investition oder Subvention verknüpft, die nur schwer von einzelnen Menschen normalen Einkommens zu tragen war. Mit dem Internet ergeben sich Möglichkeiten der massenhaften Verbreitung von Informationen auch für Menschen mit wenig Geldmitteln. Diese Freiheit ist vor allem eine Freiheit von den Interessen irgendwelcher Kapitalgeber, die mit wirtschaftlichen Interessen auch die Verbreitung von Wissen maßgeblich beeinflussen können. Natürlich läßt sich auch im Internet mittels großer Investitionen, eine Meinung besser und intensiver zu verbreiten, aber das konkurrierende Angebot oder auch einfach nur eine weitere Meinung ist nur ein Mausklick weit entfernt, sofern nicht Zensur-Gesetze und -Technologien greifen, die teilweise schon praktiziert werden.
2. Wirtschaft und andere Motivationen
Ob es für die Gesellschaft als Ganzes gut ist, Wissen komplett den Regeln der Wirtschaft zu unterwerfen ist eine wichtige Frage, die es zu beantworten gilt. Wenn demokratische Regierungen diese Frage nicht wirklich beantworten können, aber trotzdem die Reglementierung von Wissen-Zugängen und den so genannten Schutz des geistigen Eigentums unterstützen, dann dienen sie wohl mehr der Verlags-Wirtschaft als der Gesellschaft als ganzes. Um an Universtäten und überall sonst sich mit dem Wissen anderer mehr oder weniger kritisch auseinander setzen zu können, benötigen Menschen Zuganz zu diesem Wissen. Wenn das Wissen in materiellen Medien steht, dann werden z.B. öffentlich zugängliche Bibliotheken benötigt, die wiederum die Bücher benötigen.
Der Aufwand der Medien-Produktion (siehe 1.) erfordert einen wirtschaftlichen Ausgleich auch für Forscher und Denker, die schreibend Wissen zusammen getragen haben. Dies ist ein Argument für den so genannten Schutz des geistigen Eigentums. Die wirtschaftliche Konstruktion von Verlagen und so genannter Rechteinhaber entfernt sich aber häufig von den eigentlichen Forschern und Denkern. Der übertriebene Schutz von einem künstlich angenommenen wirtschaftlichen Wert eines bestimmten Wissens-Zusammenhanges muß mit dem Wert des Wissens für die Gesellschaft abgewogen werden. Die Diskussion um Urheberrecht, Copyright und Verwertungsrechte soll hiermit nur angeregt und kann an dieser Stelle nicht endgültig zu Ende geführt werden. Diese Dinge müssen politisch geklärt werden. Ich möchte hier nur noch die Methode der antiken Bibliothek von Alexandria erwähnen. Angeblich wurde dessen legendärer Bestand des verfügbaren Wissens dadurch realisiert, daß Schriftrollen durch politischen Willen zwangsweise kopiert wurden (siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothek_von_Alexandria). Diese Methode findet sich auch in der deutschen Bibliothek, die von allen in Deutschland veröffentlichten Werken Kopien bekommen müssen (siehe: http://www.ddb.de/wir/ueber_ddb/sammelauftr.htm) und auf diese gut aufpassen.
Die Motivation Wissen zu sammeln und eine Enzyklopädie zu schaffen kann sehr unterschiedlich sein. Auch wenn mit Wissen Handel getrieben wird, gibt es für diejenigen Autoren, deren Produkte gehandelt werden, vielleicht häufig auch vor allem das Bedürfnis, daß das Wissen überhaupt verbreitet wird. Neben der Gier nach Gewinn oder der Notwendigkeit Geld zum Lebensunterhalt zu verdienen gibt es viele Motivationen, die auch mit den erstgenannten Motivationen zusammen treffen können. Unabhängig der Motivation ermöglicht das Internet abgesehen der Server-Kosten und den Kosten zum Zugang zum Internet die kostenlose Bereitstellung von Informationen. In diesem Sinn kostenlos zugängliche Informationen sind noch lange nicht unkommerziell. Einerseits werden diese Informationen vor allem dann kommerziell, wenn damit Werbung verknüpft wird, andererseits können diese Informationen auch indirekt zu geschäftlichen Interessen führen. Auch wenn Ikorbo an sich unkommerziell ist, so sind die Gründer und alle, die Ikorbo tatkräftig unterstützen wollen, zumeist in ein Umfeld eingebunden, das Geld zum Lebenserhalt erfordert. Irgendwie wird also immer Geld benötigt und selbst wenn sämtliche Arbeit an Ikorbo komplett und für immer nur ehrenamtlich geleistet werden würde, so würde immer noch Geld benötigt, zur Aufrechterhaltung der Technik zur Organisation und Verteilung der Informationen. Neben Spendengeldern, die zukünftig auch zur Finanzierung von Arbeit an Ikorbo verwendet werden sollen, kann auch die Arbeit an Ikorbo eine Referenz sein, die zu Jobs oder Aufträgen außerhalb von Ikorbo führen können. In diesem Sinne können auch Praktika und ehrenamtliche Mitarbeit mit einer wirtschaftlichen Motivation verknüpft sein. Das Prinzip, Wissen nicht mit Werbung zu präsentieren darf aber niemals verletzt werden. Hiermit wird bewußt eine im Internet gängige Einnahmequelle für Ikorbo ausgeklammert, weil dies dem Bildungskonzept von Ikorbo widersprechen würde.
3. Enzyklopädie, die 'runde Lehre'
Die Vertiefung der Konzepte für Ikorbo gingen den Weg vom reinen Informieren über Zusammenhänge gingen einher mit einem allgemeinen Verständnisses einer Enzyklopädie als umfassende Wissens-Sammlung. Die Entwicklung eines umfassenden Bildungs-Konzept führt Ikorbo aber zurück zum eigentlichen Ursprung der Enzyklopädie:
Enzyklopädie [frz., aus mlat. encyclopaedia >Grundlehre aller Wiss. und Künste<, von griech. enkyklopaideia, zu enkdie, -/…'die|en, urspr. von HIPPIAS VON ELIS (5. Jd. v. Chr.) geprägte Bez. der universalen Bildung, später als Alltagsbildung definiert, die nach ISOKRATES auf die wahre Bildung nur vorbereitet. (Brockhaus Bd.6 1988, S. 451)
4. Soziale Konzepte und Mitarbeit
Da wahrscheinlich kein Mensch alles wissen kann und somit keine wirklich umfassende Enzyklopädie alleine schaffen kann, bedarf die Schaffung einer Enzyklopädie sozialer Konzepte. Die Wirtschaft als Teil der Gesellschaft gehört zu vielen sozialen Zusammenhängen, die mit dem Schaffen einer Enzyklopädie zu tun haben (siehe 2.). Ob aber nun alle Beteiligten auf die selbe Art und Weise nun wirtschaftlich mit Wissen umgehen wollen, ist eine Frage für sich.
Universitäten und öffentliche Bibliotheken sind nicht nur vom Staat auf unterschiedliche Art und Weise abhängig, sie fügten und fügen sich auch häufig in die wirtschaftliche Realität des Wissens-Handels mit ein. In wie weit mit öffentlichen Geldern gefördertes Wissen wiederum so vermarktet werden darf, das davon Einzel-Personen oder Einzel-Firmen profitieren können und dann interessierte andere Personen und Institutionen das Wissen noch mal bezahlen müssen, zum Teil nochmals mit Steuergeldern ist dabei nur der Gipfel der Verknüpfung von staatlicher Wissenschaft und Verlags-Wirtschaft. Vor allem Universitäten und andere öffentliche Bibliotheken müssen viel Geld für den Zugang zu Wissen ausgeben. So fand das Internet lange vor dem wirtschaftlichen Erfolg große Verbreitung zur wissenschaftlichen Kommunikation und auch zur unkommerziellen Verbreitung von Wissen.
Gerade das Internet ermöglich es jenseits des Aufwands für die Produktion physischer Medien (siehe 1.) Wissen auch zu verschenken. Neben dem Weitergeben von Informationen ohne Gewinnabsicht ist das Schaffen einer Enzyklopädie vor allem bei einer komplexen Struktur, wie Sie für Ikorbo geplant ist, mit sehr viel Arbeit verknüpft. Vor allem weil Ikorbo in sich unkommerziell ist, lassen sich wahrscheinlich eher Menschen zur ehrenamtlichen Mitarbeit bewegen als wenn dies nicht der Fall wäre. Einerseits stehen viele Menschen die vielleicht mitarbeiten können und wollen in einer wirtschaftlichen Realität, für die Geld einfach nötig ist (siehe auch 2.). Andererseits sehen manche Menschen vielleicht einen Sinn in Ikorbo den sie mit Geld unterstützen können und wollen. In diesem Sinn soll Geld bei Ikorbo nicht als Tauschmittel für Wissen, sondern zum Tauschmittel für Mitarbeit genutzt werden, sowie zum Einkauf technischer Ressourcen. Dies ist ein soziales Konzept, das auch in vielen gemeinnützigen Einrichtungen so gehandhabt wird.
Das Internet hat neben den Möglichkeiten des freien Publizierens auch die Möglichkeiten der Kooperation erweitert. Diese Möglichkeiten haben auch viele Menschen erkannt und zum Teil auch schon realisiert. Mit der so genannten Wiki-Technologie (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Wiki), bei der mehrere Menschen unkompliziert miteinander an einem Text schreiben können wird die Enzyklopädie Wikipedia betrieben (siehe Selbstbeschreibung: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia).
Wikipedia steht sowohl bezüglich des unkommerziellen Umgangs mit Wissen als auch bezüglich seiner Organisation im Kontrast zu kommerziellen Enzyklopädien. Den unkommerziellen Umgang mit Wissen teilt Ikorbo mit Wikipedia, aber die Wiki-Technik und damit die hierarchiefreie Organisation ist für Ikorbo nicht vorgesehen. Auch wenn die Kritik an der Organisation von Wikipedia zum Teil wirtschaftlich motiviert ist, wenn sie von Enzyklopädie-Verlagen stammt, so gibt es dabei doch einige strukturelle Kritik am Konzept, die nichts mit der freien Zugänglichkeit zu tun hat. Trotz der gegenseitigen sozialen Kontrolle bei Wikipedia, die zudem vom Erfolg dieser Enzyklopädie bzw. einzelner Themen abhängt, kann sich im reinen Wiki-System niemals jemand auf eine Aussage darin verlassen, wie z.B. auf Artikel, die innerhalb einer redaktionellen Hierarchie beglaubigt wurden. Aber auch wenn Wikipedia eine solche Kontrolle und eine Artikel-Stabilität noch einführen wird (was schon diskutiert wird), so bleibt Wikipedia ebenso wie die anderen mir bekannten Enzyklopädien die Sprach-gebundene Artikel-orientierte Struktur. Auch wenn in Wikipedia viele Sprach-Versionen eines Artikels existieren so sind die entweder Übersetzungen oder gänzliche Neu-Schöpfungen von Artikeln zu einem bestimmten Thema. Die Konzepte für Ikorbo enthalten dagegen einen neue Art der Wissens-Organisation, die viel mehr Arbeit zur Realisation der Infra-Struktur benötigen als ein Wiki-System und mehr redaktionelle Arbeit als die hierarchische Redaktion einer kommerziellen Enzyklopädie.
Letzte Änderung: 17.6.2007